
Dr. Martin Prein
Thanatologe und Notfallpsychologe
Dass der Tod "etwas mit einem macht", habe ich aus unterschiedlichsten Perspektiven erleben dürfen.
Als Sanitäter beim Roten Kreuz, aus einer völlig anderen Perspektive in meiner Zeit als Bestatter und von der wissenschaftlichen Seite bei meiner Ausbildung zum Psychologen. Das Interesse war früh geweckt worden. Schon als kleines Kind begleitete ich meine Großmutter in die Nachbarhäuser, wenn es dort Tote zu beklagen gab, und war fasziniert und berührt vom Umgang der Trauernden mit den Toten.Weil ich der Schule nicht sonderlich zugetan war, ging meine Berufslaufbahn anfangs in eine völlig andere Richtung: nach einer Rauchfangkehrerlehre arbeitete ich als Metallarbeiter, Busfahrer, LKW-Fahrer und Bestatter, bis ich mich dazu überreden ließ, die Studienberechtigungsprüfung für das Psychologiestudium zu machen,
2003 begann ich mit dem Studium an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt - Schwerpunkt Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse - arbeitete aber weiterhin als Bestatter und initiierte dort die Akutbetreuung im Haussterbefall.
Dabei bot ich mein Dasein im Haus der Hinterbliebenen an, bis die offizielle Abholung - manchmal auch Stunden später - stattfand. Dies bedeutete eine unglaublich wertvolle Auseinandersetzung mit dem Thema, bei der ich hautnah erfahren konnte, wie wichtig das Begreifen des toten Körpers für den Trauerprozess der Hinterbliebenen ist.
Nach Abschluss meines Doktoratsstudiums mit dem Dissertationstitel: Der Leichnam – Das (Un-)Begreifbare der menschlichen Endlichkeit gründete ich das Institut für Thanatologie (die Wissenschaft vom Tod, der Sterblichkeit und der Bestattung) und verstärkte meine Seminar- und Vortragstätigkeit.
• Weiterbildung zum Krisenmitarbeiter bei akuter Psychotraumatisierung
• Universitätslehrgang Notfallpsychologie und psychologisches Krisenmanagement, Sigmund Freud Privatuniversität
Nach Abschluss meines Doktoratsstudiums mit dem Dissertationstitel: Der Leichnam – Das (Un-)Begreifbare der menschlichen Endlichkeit gründete ich das Institut für Thanatologie (die Wissenschaft vom Tod, der Sterblichkeit und der Bestattung) und verstärkte meine Seminar- und Vortragstätigkeit.
Weiterbildungen:
• Systemisches Coaching und Supervision, Kaleidos Linz• Weiterbildung zum Krisenmitarbeiter bei akuter Psychotraumatisierung
• Universitätslehrgang Notfallpsychologie und psychologisches Krisenmanagement, Sigmund Freud Privatuniversität
Es ist erstaunlich, dass in all den Auseinandersetzungen rund um das Thema Tod ein ganz zentrales und wesentliches Moment beinahe zur Gänze fehlt – nämlich die Leiche!
Universitäre Laufbahn
Psychologiestudium an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse
• Psychotherapeutisches Propädeutikum, Alpen-Adria Universität Klagenfurt• Doktoratsstudium an der Alpen Adria Universität Klagenfurt
Dissertationstitel: Der Leichnam – Das (Un-)Begreifbare der menschlichen Endlichkeit. Psychische Dimensionen in der Begegnung mit den Toten am Beispiel der Leichenberufe. Eine psychoanalytisch orientierte Feldforschung.
Erfahrungen, Praktika
Erfahrungen im Pflegebereich
Pflegehilfelehrgang an der Landeskinderklinik LinzPraktika
LKH Klagenfurt, Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie, Onkologie und PalliativmedizinTätigkeit im Bestattungswesen
15 Jahre Berufserfahrung im Bestattungswesen
• Durchführung von Sterbefallaufnahmen• Kondukt und Abholdienst
• Installation einer Akutbetreuung im Haussterbefall
• Nachsorgeangebote für hinterbliebene Angehörige
Ehrenamtliche Tätigkeiten
12 Jahre ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Roten Kreuz Grieskirchen, davon elf Monate als Zivildiener.
In diesem Fachkontext erworbene Zusatzausbildungen:• Ausbildung zum Leitstellendisponenten (Notrufzentrale)
• Patientenorientierte Betreuung im Rettungsdienst
• Ausbildung in Krisenintervention und aktive Mitarbeit im Kriseninterventionsteam
Auszug aus der Dissertation, Einleitung zum Kapitel 6
6.2 Die Strahlkraft der Leiche
Der Leichnam führt uns die Unfassbarkeit und verstandesmäßige Grenze den Tod begreifen zu können bedingungslos vor Augen. Wenn der Tod eingetreten ist, bleibt eine Leiche zurück, stumm, blicklos und fremd.Auch wenn wir vielleicht wissen, dass ein geliebter Mensch sterben wird, wir den Tod erwarten – etwa im Falle einer unheilbaren, todbringenden Erkrankung –, ist es etwas gänzlich anderes, wenn dieser vertraute Mensch tatsächlich tot als Leiche vor uns liegt. Bei allen Bemühungen beispielsweise der Sterbebegleitung den Tod antizipieren und akzeptieren zu helfen, ist es nicht vorwegnehmbar, wie es ist, wenn Mutter, Vater, Schwester, ... tatsächlich als Leichnam vor uns liegt.
In meiner Tätigkeit als Bestatter begleitete ich viele Hinterbliebene dabei, wenn Sie sich am offenen Sarg von ihrem verstorbenen Angehörigen verabschiedeten. Eine häufige, spontane Reaktion beim ersten Blick auf ihren toten Anverwandten war die Aussage: "Das ist er nicht mehr!"
Der tote Körper ohne jede Lebensregung erschreckt und befremdet. Dieses nun fehlende Leben, welches aus dem Körper gewichen ist. Wo ist dieses Leben, das in diesem toten Körper nun nicht mehr vorhanden ist und diese massive Veränderung bewirkt, hin? Ist es überhaupt 'wohin'? Ist es lediglich erloschen – zum Stillstand gekommen? Sinn- und Glaubensfragen an ein Leben nach dem Tod werden in Bewegung gesetzt.Der Anblick des Leichnams lässt uns das 'Nichts' erahnen , lässt uns erahnen, dass das organisierte Bewusstsein möglicherweise schlichtweg zum Stillstand kommt. Das Ich und unsere Welt verschwinden, lösen sich im Nichts auf ohne dies erleben zu können und die Welt der anderen geht ohne uns weiter. Wie in einen traumlosen Schlaf abgleiten, in einen nicht existenten Zustand wie vor unserer Geburt entschwinden und alles, was wir der Welt für eine begrenzte Zeit hinterlassen, ist unser lebloser Körper, der mit dem Eintritt des Todes der Verwesung, dem vollständigen Zerfall überlassen ist.
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